
Denkatelier-Podcast mit dem Schweizer Wirtschaftspsychologen Christian Fichter über Massenpsychologie und interkulturelle Unterschiede im Umgang mit Corona.
Seine Thesen:
1. Eine Krise kann eine Chance für positives Wachstum sein. Sie kann uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist und in der Gesellschaft verbessert werden kann.
2. Corona beschleunigt die Transformation von der Dienstleistungsgesellschaft zur Wissensgesellschaft (Internet). Das hilft introvertierten Menschen.
3. Suizid, Alkoholismus und Verkehrsunfälle werden in der Gesellschaft als Risiken ignoriert, weil wir uns daran gewöhnt haben. Corona wird als plötzliches, neues Phänomen als stärkeres Risiko wahrgenommen. Vor allem, weil wir es nicht sehen können. Das kreiert Unsicherheit, die wir aber intellektuell bewältigen können.
4. Der Mensch kann sich biologisch und intellektuell anpassen.
5. Gesellschaften unterscheiden sich im Umgang mit Beziehungen. In individualistischen Kulturen steht der Einzelne im Fokus, in kollektivistischen Kulturen wird mehr wert auf Gruppenregeln gelegt. Ostasien ist eine kollektivistische Kultur, die schon öfter pathogenen Umwelteinflüssen ausgesetzt war. Deshalb werden dort verhaltensbedingte Maßnahmen wie Masken tragen und Hände waschen stärker akzeptiert. Die USA sind ein Beispiel für eine individualistische Kultur. Dort sehen wir, dass ein gemeinsames Verantwortungsgefühl zurückgeht und der Fokus auf persönliche Freiheitsrechte gelegt wird.
6. Natur und Kultur beeinflussen sich gegenseitig.
7. Prognose für nach der Corona-Krise: Das Gesundheitsbewusstsein und die individuelle und kollektive Resilienz werden angestiegen sein.
Und hier noch ein englisches Video des Organisationspsychologen Geert Hofstede, dem Begründer der Kulturdimension Individualismus versus Kollektivismus.
Sehr interessant ist auch die Denkatelier-Podcastfolge: „Die Psychologie der Verhaltensänderungen in Zeiten von Corona“.
