Nach einer neuen Studie des MPI für empirische Ästhetik kann Musik bei der emotionalen Regulierung in Krisenzeiten helfen. In sechs Ländern aus drei Kontinenten wurden während des ersten Lockdowns von April bis Mai 2020 demografisch repräsentative Stichproben erhoben: Über 5000 Personen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien und den USA beantworteten in einer Online-Studie Fragen zu ihrem Umgang mit Musik während der Krise. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, Musik zur Bewältigung emotionaler und sozialer Stressfaktoren zu verwenden.
Ergebnisse:
Menschen mit pandemiebedingt stärkeren negativen Emotionen hören Musik in erster Linie zur Regulierung von Depressionen, Angst und Stress. Menschen mit einer vorwiegend positiven Grundstimmung nutzen Musik vor allem als Ersatz für soziale Interaktionen. Ihnen vermittelt Musik ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft.
Eine besondere Bedeutung kommt dem neuartigen Genre der „Coronamusik“ zu. Dabei handelt es sich um musikalische Reaktionen auf die Corona-Krise – neu komponierte Stücke, thematische Wiedergabelisten sowie bereits existierende Songs, deren Texte hinsichtlich der Pandemie überarbeitet wurden. Das Interesse für Coronamusik spielt eine maßgebliche Rolle dafür, ob eine Person die Beschäftigung mit Musik als hilfreich in der Krise empfindet: Je größer das Interesse, desto mehr unterstützt die Musik bei der Bewältigung.
Originalpublikation:
Fink, L.K., Warrenburg, L. A., Howlin, C., Randall, W. M., Hansen, N. C., & Wald-Fuhrmann, M. (2021). Viral Tunes: changes in musical behaviours and interest in coronamusic predict socio-emotional coping during COVID-19 lockdown. Humanities and Social Sciences Communications 8:180. doi:10.1057/s41599-021-00858-y
Beispiel für „Corona-Musik“: Van Morrison – No more Lockdown
