Mehrere Psychologenverbände in Deutschland haben am 19.7.2020 ein Positionspapier zu empfehlenswerten, psychologischen Maßnahmen in der Corona-Krise herausgebracht. Hier ist eine kurze, selektive Zusammenfassung:
1. Maßnahmen gegen einen möglichen Stimmungswechsel:
- Bei Entscheidungstragenden Wissen und Fähigkeiten zur Korrektur von Falschinformationen trainieren
- Informationen in verständlicher Sprache, regelmäßig, und barrierefrei darbieten und leicht zugänglich machen sowie dabei eindeutig und gut begründen
- Kontrollüberzeugung steigern, indem Empfehlungen und Vorschriften an die Bevölkerung einen möglichst hohen und konkreten Anteil eigener und gemeinsamer Aktivität beinhalten
2. Schutzverhalten und Pandemie-Management
- Nutzen und potenzielle Risiken einer möglichen Impfung gegen COVID-19 verständlich kommunizieren, z.B. durch Faktenboxen oder Entscheidungsbäume
- Kommunikationsmaßnahmen auf Basis psychologischer Forschung entwickeln, die relevante Konzepte zur psychosozial gesunden Krisenbewältigung unterstützen, z.B. individuelles Autonomie-, Kompetenz- und Kontrollerleben sowie Solidarität und Gemeinschaftserleben
- In der medialen Berichterstattung mittels angemessener Vergleichsmaßstäbe und realistischer Ankersetzungen „entkatastrophisierend“ wirken
3. Psychische Folgen
- Barrierefreie, niederschwellige und adressatengerechte Unterstützungsstrukturen (online, telefonisch) sicherstellen, insbesondere für Risikogruppen wie beruflich Pflegende und pflegende Angehörige sowie für bestimmte Patientengruppen, bspw. ältere Menschen
- Zugang zu Unterstützung für Frauen, Kinder und Familien aufrechterhalten und Hotlines, Krisendienste, Unterkünfte und Schutzdienste zur Verfügung stellen
- Angebot stabilisierender Nachsorgemaßnahmen für Menschen mit psychischen Krankheiten gewährleisten, ausbauen und systematisch um Online-Angebote ergänzen (z.B. bei Patientinnen und Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen)
4. Gesellschaftlicher Zusammenhalt
- Programme gegen Diskriminierung und Vorurteile gegenüber ethnischen Minderheiten, Menschen in prekären Lebenslagen, Menschen mit Behinderungen, Obdachlosen u.a. auf der Grundlage psychologischer Befunde entwickeln und umsetzen
- Zur Bewältigung der Krise psychologische und soziale Unterstützungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche in Schulen und für andere schutzbedürftige Menschen entsprechend deren Bedürfnissen anbieten
- Gemeinsame Erfolgserlebnisse in den Medien anhand von konkreten Beispielen darstellen und für eine ausgewogene Berichterstattung mit der Betonung von Aktivitäten und Erfolgen unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen sorgen
