Liebevoll verabschieden wir heute 2020. Endlich wissen wir ansatzweise, wie es sich anfühlt, unschuldig im Knast zu sitzen und haben deshalb mehr Mitgefühl mit Straftätern. Endlich fühlen wir uns wieder jung, denn um 21h müssen wir ja wieder zu Hause sein.
Wir haben die selbst-transzendierende Erfahrung gemacht, dass auch bei größter Langeweile die Motivation nicht ausreicht, um den Keller auszumisten. Wir sind über uns hinausgewachsen und konnten dem verhassten Nachbarn endlich im Sinne des Gemeinwohls die Polizei auf den Hals hetzen. Wir, wir sind endlich gute Menschen geworden, weil wir jeden Tag mit Stolz die Maske tragen und Nacktgesichter hysterisch in ihre Schranken weisen. Eigentlich fänden wir es auch nicht mehr schlimm, uns einen Fuß abzuhacken, um daraus Lungenflügel herstellen zu lassen. Wir haben endlich, endlich erkannt, was wahre Solidarität ist!
Ach du liebe Zeit!
Da habe ich einen gehört
wie er seufzte: Du liebe Zeit!
Was heißt da: Du liebe Zeit?
Du unliebe Zeit, muss es heißen.
Du ungeliebte Zeit!, von dieser Unzeit,
in der wir leben müssen.
Und doch
sie ist unsere einzige Zeit.
Unsere Lebenszeit.
Und wenn wir das Leben lieben
können wir nicht ganz lieblos
gegen diese unsere Zeit sein.
Wir müssen sie ja nicht genau so
lassen, wie sie uns traf.
Erich Fried
P. S. : Es gibt ein Leben vor dem Tod!
Es gibt ein Leben vor dem Tod.
… aber auch nur, wenn man sich eingesteht, dass unsere Zeit hier irgendwann vorbei ist.
Komm gut ins neue Jahr! ☺️
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Danke du auch💞💞💞🙏
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